Ich wusste ja, dass ich ein Faible für Suchtentwicklungen habe. Jetzt hat es mich wieder erwischt und auch diesmal muss ich feststellen:
Es tut mir nicht wirklich gut.
Meine ersten Erfahrungen mit Süchten habe ich ja schon früh gemacht. Bei mir kam ja relativ früh der Alkohol in mein Leben und ich habe ihn recht lange als Begleiter mitgenommen. Mittlerweile bin ich seit 6 Jahren komplett abstinent. Mit dieser Abstinenz gehen wahre Explosionen in meinem Kopf einher, weil ich ja eine HSP bin. Das macht die Sache nicht einfacher, aber mittlerweile schätze ich einige Dinge daran, obwohl es sehr anstrengend ist. Manchmal bin ich abends von meinen ganzen Wahrnehmungen des Tages so überlastet, dass ich einfach nur noch Ruhe und ein abgedunkeltes Zimmer haben möchte. (Diese Ruhe besteht zumeist aus dem Lärm, den ich so Musik nenne.) Diese Explosionen im Kopf waren es auch, die mich diesen Begleiter so lange haben dulden lassen. Aber ich schweife ab.
Als Teenager fingen wir dann an und haben Karten um Geld gespielt. Die Kombination Glücksspiel und Alkohol ist keine wirklich glückliche Kombination. Als es mir dann einmal finanziell richtig weh getan hat, habe ich von heute auf morgen gesagt: “Hör mal, außer Mau-Mau wirste jetzt keine Karten mehr zocken!” Gesagt, getan. Es fiel mir relativ leicht, komplett damit aufzuhören.
Die Gründe dem Alkohol komplett abzuschwören – ich hatte mehrere Versuche hinter mir, es einzuschränken, für mich völliger Quatsch – lagen dann darin, dass es darum ging, dass es nach und in der Beziehung zur Mutter meines Sohnes, die Borderlinerin war, immer schlimmer geworden war und ich eigentlich vor hatte, ein guter Vater zu sein. Beides zusammen hat sich nicht vertragen. Endlich kam ich auch hier zu dem Entschluss, der Sache ganz zu entsagen. Gesagt, getan. Jetzt sind es 6 Jahre und ich habe – für mich – gelernt, dass Alkohol ein Dreckszeug ist und ich das nicht wirklich brauche. Es ist viel interessanter für mich zu sehen, wie ich nun meine Realität um mich herum wahrnehme. Auch wenn diese Wahrnehmungen durch mein HSP-dasein recht anstrengend sein können.
Es ist halt anstrengend, wenn einem viele Sachen so derartig ungerecht vorkommen, dass man aus den Gedanken an diese Ungerechtigkeiten gar nicht mehr herauskommt. Es ist auch tlw. anstrengend, wenn man Geschäfte fluchtartig verlassen muss, weil dort gerade ein Lied läuft, das für mich unerträglich ist. Richtig schön sind auch Parfümerien. An denen gehe ich grundsätzlich luftanhaltend vorbei, weil ich den Geruch nicht ertrage. Ähnliches habe ich bei manchen Ärzten oder Krankenhäusern. (Parfümerien. Manch ältere Dame hat ihren Geruchssinn anscheinend komplett verloren. Ansonsten kann ich mir diese 4711-Fahnen nicht erklären, die mir manchmal so begegnen.)
Geraucht habe ich natürlich auch einmal. Als ich gemerkt habe, dass ich in der Anwesenheit der Kinder geraucht habe, ist mir meine Verantwortung bewusst geworden. Ich konnte und wollte die Gesundheit der Kinder nicht gefährden. Ein Einschränken des Rauchens war mir zum einen wegen meines eigenen Suchtverhaltens nicht möglich und zum anderen, hat es sich für mich ja als absolut verblödet dargestellt. Ich hatte das Gewissen gegenüber der Kinder ja nicht umsonst. Rauche ist nunmal ungesund und Raucher stinken. Das mit dem Stinken merkt der Durchschnittsraucher gar nicht. Warum wohl? Weil er sich an den Gestank gewöhnt hat.Da ich Selbstgedrehte geraucht habe, hatte ich natürlich auch immer gelbe Finger, was besonders “schön” ist. Beim Alkohol habe ich die letzten Flaschen Alkohol verschenkt und beim Rauchen habe ich den letzten Tabak – es war immerhin eine halbe Packung – weggeworfen. Das war es dann mit dem Rauchen.
Ich war schon eine recht lange Zeit trocken, als die Mutter meines Sohnes plötzlich verstarb. Durch ihre Borderlineerkrankung hatte ich zwar noch mit vielen Dingen zu kämpfen, ich habe sie aber dennoch geliebt und es trotz aller Erlebnisse mit ihr – ich musste mich nach der Beziehung psychisch erst einmal wieder aufbauen lassen – habe ich sie geliebt. Das war die größte Prüfung, dem Alkohol weiterhin zu widerstehen. Mein Sohn kam allerdings dann zu mir – ich war von ihr ja schön eine gewisse Zeit getrennt – und ich hatte die Aufgabe, einem Dreijährigen zu erklären, dass seine Mutter verstorben ist. Es bleibt abzuwarten, wie er es verdaut hat. Mir hat es trotz der Grausamkeit der Sache gezeigt, dass ich keinen Alkohol brauche und niemals gebraucht habe. (Ich hätte vielleicht mehr auf mich und meine Individualität achten sollen.)
Ich lebte dann eine gewisse Zeit mit meinem Sohn zusammen, bis mir endlich aufging, dass ich ja von Zuhause aus viel zu viel Fleisch konsumiert habe. Daraufhin habe ich mir vorgenommen, ein paar vegetarische Wochen einzulegen, damit mein Sohn nicht ebenfalls zum Fleischfresser – so wie ich – mutiert. Man entschuldige die Ausdrucksweise, aber ich habe immer überlegt, welches Fleisch ich denn machen könne und habe dann Beilagen drumherum gekocht. Das ist der falsche Ansatz in der Ernährung.
In dieser Zeit war ich schon bei Diaspora – einem sozialen Netzwerk. (Zuvor habe ich eine neue Sucht Facebook von heute auf morgen überwunden: Account-Löschung!) Dort – bei Diaspora – waren einige Veganer während meiner veganen Wochen unterwegs. Die haben regelmäßig Links zu den Themen Ernährung, Tierschutz usw. gepostet. Für diese Informationen war ich sehr empfänglich. Ich entschloss mich, vegan zu werden. Der Schritt vom Vegetarier zum Veganer ist ja nicht wirklich groß. (Okay, wenn man sich nachher klarmacht, wie wenig man im Supermarkt eigentlich noch kaufen kann, wirkt er umso größer.) Der Fleischkonsum war nun für mich abgehakt.
Ich nenne das Thema “Fleisch” in diesem Zusammenhang, weil es für mich normal war, täglich Fleisch zu konsumieren. Dies wurde mir von Kindheitsbeinen, als Sohn eines Jägers, beigebracht. Ich war auch der Ansicht, ich bräuchte Fleisch. Ich wollte eigentlich nie auf Fleisch verzichten. Wenn da nicht meine Gedanken und die Informationen der Veganer gewesen wären. Es war für mich eine rationale und emotionale Entscheidung aus diversen Gründen auf Fleisch zu verzichten. Ich habe die Entscheidung nie bereut. Ich habe das Gefühl, meine Geschmacksnerven seien wieder sensibler geworden und ich denke auch, dass sich meine Ernährung erweitert hat. Es sind zwar Dinge einige weggefallen – Fleisch, Honig, Milch, Eier –, dafür sind viele Dinge hinzugekommen. Mein Leben wirkt nun, zumindest rein nahrungstechnisch, reicher für mich.
So, jetzt habe ich mich in meinen ganzen Süchten verrannt. Eigentlich wollte ich auf meine neue Sucht zu sprechen kommen, die ich ab heute zu überwinden gedenke. Eigentlich ja seit gestern Abend.
Twitter.
Twitter ist nicht gut für mich. Auch hier habe ich eine Sucht entwickelt, die nicht mehr schön ist. Morgens am Frühstückstisch starre ich auf Twitter. Wenn ich unterwegs bin starre ich im Schlaufon auf Twitter. Meinem Sohn ist das gestern schon aufgefallen. Bis es zu mir durchgedrungen ist, dass es sogar ihm schon auffällt, musste erst ein halber Tag vergehen. (Ein halber Tag ist manchmal in meiner Wahrnehmung eine halbe Ewigkeit.)
Twitter bringt auch überhaupt gar nichts. In Twitter werden Hashtags phasenweise bis zum Erbrechen genutzt, dass sie einfach nur noch nerven. Unter #schauhin wurden die letzte Zeit angeblich Dinge zum Alltagssexismus “getweetet”. Bei Twitter laufen allerdings viele Menschen herum, die absolut neben der Spur sind. Feministinnen haben bei #Aufschrei behauptet, Männer könnten keine Opfer von Sexismus werden. Bei #schauhin wurde nun behauptet, weiße Menschen – ich hätte jetzt fast “weiße Männer” geschrieben, ich bin wohl durch den Neofeminismus zu sehr genervt – könnten keinen Sexismus erleben.
Und in genau darin besteht doch die Existenz von Rassismus. Es werden Mitglieder einer Bevölkerungsgruppe ausgeschlossen. Es wird verneint, dass auch eben diese Bevölkerungsgruppe unter etwas leiden könne. Ein Leid einer Gruppe wird verneint. Wenn das kein Rassismus ist, was dann? Der Hashtag #schauhin musste also scheitern. Er musste genauso scheitern, wie #Aufschrei scheitern musste, weil Männer von Sexismus ausgeschlossen wurden.
Twitter ist aber in Wirklichkeit auch so unwichtig. Es ist insofern unwichtig, dass die Wichtigkeit von Twitter, die in den “ach-so-modernen” Medien suggeriert wird, in der Realität der meisten normalen Menschen gar nicht vorhanden ist. Wäre Twitter ein Spiegel der normalen Welt, müssten die Piraten allein von ihrer Anwesenheit dort, bei der Wahl 80 % erreicht haben. Haben sie aber nicht. Sie sind kläglich untergegangen. Hätte man Twitter beachtet, wären die Piraten auch wegen ihrer menschenverachtenden Art auf Twitter (und hier) geteert und gefedert aus der Stadt gejagt worden. (Ich spreche hier lediglich von den Piraten auf Twitter.)
Ich bin ja jetzt nun bei Twitter von Neofeministinnen mittlerweile als rechter Maskutroll beschimpft worden, auf Listen mit diffamierenden Namen gepackt worden usw. Alles das, was sie uns Feminismuskritikern vorwerfen können diese Damen und möchtegern Damen besser als die Leute, die von ihnen gebrandmarkt werden. (Möchtegern Damen hat hier seine Berechtigung, auch wenn sie gemein erscheinen mag. Ich meine hier aber keine Frauen.) Wer mich kennt, schüttelt beim Ausdruck rechter Maskutroll den Kopf. Es wird wohl eher als Headbangen, denn als Kopfschütteln erscheinen.
Man stelle sich vor, ich hätte meine Realnamen bei Twitter angeben. Er wäre im Zusammenhang “rechter Maskutroll” in Suchmaschinen auffindbar. So schnell macht man Reputationen kaputt. So schnell wird die Intention auf Dinge, die konträr zum Humanismus laufen, hinzuweisen, ins Negative gedrückt. Neofeministinnen sind allerdings oftmals nicht wirklich vom Humanismus gebissen. Männer haben ja sowieso bei ihnen keine Rechte. Männer leben ja ihre rape culture, unterdrücken fleißig Frauen und können keinen Sexismus erleiden. Kurz: Der Mann ist kein Mensch (und hier), die Frau aber schon (aus der Sicht der Neofeministin).
Die netten Damen haben dort eine Sprache, die sie u. a. mir als Hatespeech vorwerfen. Auf Nachfrage, wo denn mein Hatespeech zu finden sei, kamen immer zusammenphantasierte Dinge. Dinge, die sie lesen wollten, die ich aber nie geschrieben habe. Sie können alle Dinge, die sie dem gemeinen Maskutroll vorwerfen, um so vieles besser.
Eigentlich wollte ich ja sagen:
Twitter ist nicht der Spiegel der Welt. Zum Glück.
In der Realität mögen sich Frauen und Männer nämlich immer noch. Auch wenn das einigen nicht passt. Ich mag Frauen und manche Frau mag sogar mich. (Mich mögen einige Frauen auch auf Twitter, aber die gehen leider gegen diese offensiven Menschen unter, die einen ständig beschimpfen.)
Man stolpert über undifferenziert Meinungsäußerungen an jeder Ecke und das bescheuerte an Twitter ist ja, dass man mit 140 Zeichen niemanden von seiner Meinung ernsthaft überzeugen kann. Das ist auch so, weil dort so schnell alles so laut wird. Piraten schreien, blocken, toben, verurteilen. Neofeministinnen schreien, blocken, toben, verurteilen. Man selbst neigt auf einmal dazu, sich dem Ton anzupassen. Geblockt habe ich. Bei mir ist das aber ein Selbstschutz und ich habe versucht, es immer einigermaßen im Verborgenen zu halten.
So, jetzt habe ich wieder einen wirren langen Text verfasst. 😀
Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich heute über meine Suchtverarbeitung nachgedacht habe. Ich stelle fest, dass ich für Süchte relativ anfällig bin, ich aber auch in der Lage bin, diese konsequent auszumerzen. Nur eine Sucht möchte ich nicht verlieren. Die Sucht zu meiner letzten “Herzdame”, weil ich ein emotionaler Mensch bin.
Außerdem stelle ich fest, dass ich nun als veganer Nichttrinker und Nichtraucher vielleicht sogar auf dem richtigen Weg bin, wenn es denn einen gibt. 😉
Momentan lese ich nicht mehr auf Twitter.
6 Gedanken zu „Süchte, Suchtentwicklung
und Suchtüberwindung“
Coole Sache, Parker!
Hab’ meinen Twitter Account auch gerade gelöscht. Hab ihn eh’ nicht benutzt.
Mal sehen. Ich habe ja zwei Accounts. Einen “Heavy-Metal-Account” in dem nur Musiktweets sind und den “normalen”. Den “normalen” könnte ich tatsächlich löschen.
Diskussionen auf Twitter bringen ja nun wirklich gar nichts bis auf verschwendete Zeit.
Ich empfand Twitter eh nur als modisches, neues Bohemian-Spielzeug, für das sich vermutlich am “Ende” in einigen Jahren noch einige schämen werden.
Twitter ist im Endeffekt eher was für Aufmerksamkeitssüchtige, oder anders gesagt, attention whores. Seien wir doch mal ehrlich.
Zusätzlich würde ich auch nie nen Blog führen, das rutscht da auch irgendwie nah dran… *duck*
Da hört man monatelang nix und dann kommtse vorbei und motzt nur… 😀 😀 😀
Zum Thema Blog:
Der Blog dient vor allem einem:
Ich lasse hier den ganzen Müll raus, der mich beschäftigt und hoffe mit meinen Informationen, einige Menschen erreichen zu können.
Ein Blog und Twitter sind vollkommen unterschiedliche Dinge. Falls es Dir auffällt: Man kann hier sogar in den Kommentaren mehr als 140 Zeichen schreiben. 😛
Man ist aber schon eine “attention whore” sobald man sich in irgendeiner Art und Weise äußert. Es ist durchaus okay, wenn Leute ihre Meinung kund tun. Sie sollten es nur ordentlich tun. Das können die meisten bei Twitter aber eben nicht.
Mal nebenbei: Du müsstest dann ja jetzt auch eine attention whore sein. 😀
Aaaaber: Wenn es meinen Blog nicht gäbe, müsstest Du auf Twitter motzen. 😀
So, Liebelein, wie geht es Dir denn so?
Wir kawatschen am besten mal auf einem unsicheren Kanal. 😉
Schön, dass mir aber noch dein Blog erhalten bleibt. =)
Ach ja, ich bin halt ein Wirrkopf. Noch ist hier ja alles ruhig. Wird es wohl auch bleiben.
Kennst das ja. Unter uns Proleten – äh – PROPHETEN:
Unser Wort wird halt nicht erhört. 😉
Ich danke Dir aber. 🙂