Gleichschaltung der Medien:
Höfische Berichterstattung im Spiegel
Bundeswehreinsätze in Afrika

Das Nachbarschaftsblog Mein Senf hat meine Aufmerksamkeit auf den Spiegelartikel „Mali und Zentralafrika: Berlin plant deutliche Ausweitung von Afrika-Einsätzen“ gelenkt. Mir ist direkt aufgefallen, dass diesmal unsere Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen erst im vorletzten Absatz mit den Worten

„Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist bereits am Montag in der französischen Hauptstadt. Dort wird sie die erhebliche Ausweitung des deutschen Engagements wohl ihrem Amtskollegen präsentieren.“

erwähnt wird. An anderer Stelle wird jeder Pieps von ihr medial ausgeschlachtet und mit Lob bedacht. Hier wird einfach schlicht berichtet, dass sie die geplanten Bundeswehreinsätze ihren Amtskollegen präsentieren wird. Könnte es daran liegen, dass es hier um Einsätze von – zumeist – Männern geht, die dort auch sterben können? Könnte es daran liegen, dass dem normalen Bürger ein Einsatz in Afrika nur bedingt zu erklären ist?

Die Medien haben sich anscheinend dazu entschlossen, über Ursula von der Leyen ausführlich zu berichten, wenn es um Kitaplätze – also spielende Kinder und entlastete Eltern – geht. Geht es hingegen um die eigentlichen Belange ihres Ressorts, ist die schlichte, trockene Berichterstattung mit zögerlicher Nennung ihres Namens gefragt. Unter dem Artikel gibt es einen sehr gelungen Kommentar, den ich hier in seiner Gänze wiedergeben möchten:

drse 17. Januar 2014, 22:31 Uhr
„Berlin“ plant also die Einsätze, nicht Merkel und nicht von der Leyen. Mutti und Mutti in spe, die bei den Positiv-Themen nicht weit genug vorne stehen können, halten sich zurück und werden nur mal nebenbei im zweitletzten Abschnitt erwähnt.
Sag mal lieber Spiegel, schreibt Ihr eigentlich noch selbst oder lasst Ihr Euch die Presseberichte zumailen? Oder laufen die jetzt durch die Zensur(ula)? Habt Ihr überhaupt noch eine kritische Meinung zu irgendwas? Das ging vor vielen Jahren mal besser. Ihr müsst Euch nicht wundern, wenn das Interesse an dem von Euch verbreiteten Einheitsgesülze stetig abnimmt. Ihr müsst aufpassen, dass man Euch nicht zum Hofberichtertstatter befördert.

Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen. Drse spricht die Gedanken aus, die mich beim Lesen dieses Artikels überkamen.

Natürlich stellen sich noch weitere Fragen:

  • Wer hat mit welchem Recht diese Entscheidung beschlossen?
  • Warum habe ich im Vorfeld zu dieser Entscheidung nichts von ihr mitbekommen?

Mit diesen Fragen werde ich mich heute im Laufe des Tages beschäftigen. 😉 Man darf mich gerne wegen der Nutzung des Begriffs „Gleichschaltung“ kritisieren. Ich habe ihn absichtlich gewählt. Die höfische Berichterstattung an den meisten Stellen durch die Medien gibt zu Sorge Anlass.

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8 Gedanken zu „Gleichschaltung der Medien:
Höfische Berichterstattung im Spiegel
Bundeswehreinsätze in Afrika

    1. Bewertungsknopf? huch? Bewertung bei wem oder was? Muss ich mal nachsehen. Ich bin ja manchmal etwas verpeilt… 😉

      Ja, es ist phantastisch. Die, die sowieso schon durch ihre Schullaufbahn fliegen, werden dann auch noch durch den Rest der Karierre getragen…

  1. Hab jetzt mal die heute-Sendung von gestern und heute sowie die tagesschau von gestern gecheckt, um die Berichterstattung zu vergleichen. Das Ergebnis läßt sich sehr kurz zusammenfassen: Sie erwähnen das Thema gar nicht erst.

  2. Ich finde ja schon, dass das eigentlich eine größere Meldung wert ist. Es sollen immerhin deutsche Soldaten in den Einsatz ohne direkte Beiteiligung von Deutschland im Geschehen. Ich bin ja grundsätzlich gegen diese Einsätze, aber ich bin gerade entsetzt, dass man meint, das bräuchte der Deutsche nicht zu wissen….

  3. In der heutigen tagesschau wurde es kurz erwähnt.
    http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts46422.html bei 05:13
    Von „Berlin“ oder der Leyendarstellerin war nicht die Rede, nur von „Medienberichten“ und der Sueddeutschen. Am Montag soll’s weitergehen, wenn sich die EU-Außenminister treffen.

    http://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehreinsatz-wie-deutschland-den-franzosen-in-afrika-hilft-1.1865918

    Na wie auch immer, ich bin schon gespannt, wie die Bundeszweitmutti mit dem Thema umgehen wird. Ich prognostiziere mal, daß sie nicht den Verdacht aufkommen lassen wird, daß das Thema etwas mit ihrem Ressort zu tun hat.

    1. Ich verstehe nicht, warum das nicht von Interesse der Bevölkerung sein sollte. Eine solche Informationspolitik befürchte ich immer mehr.

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