Ich bin obskur und eher weiblich

Gestern habe ich die Onlinebefragung, auf die der VÄTER BlogVäter sind anders – hinweist, mitgemacht. Es geht ja um wissenschaftliche Erkenntnisse bezüglich Vaterschaft usw. Das „Vater-sein“ wurde in der Vergangenheit ja oftmals – zu unrecht – lediglich auf die finanzielle Versorgung reduziert und Mütter drohen nach wie vor gerne ihren Kindern mit „warte ab, wenn der Papa nach Hause kommt!“. Der Vater wird durch die Mutter zum „Buhmann“ gemacht. Nun, darum geht es aber gar nicht.

Es geht ganz narzistisch nur um mich. 😀

Nachdem ich den Test gemacht habe, habe ich mir ein paar Vorabauswertungen angesehen. Heraus kam….

TADAAAA!

Ich habe mehr weibliche als männliche Eigenschaften.
Welche diese auch immer sein sollen. Es ist mir durchaus bewusst, dass ich nicht wirklich ins Durchschnittsbild passe, aber das denken viele von sich.
Es wäre mir lieber gewesen, wenn es 50 : 50 gewesen wäre, dann wäre ich wohl die perfekte alleinerziehende Vater-Mutter-Bezugsperson für meinen Sohn, jetzt bin ich wohl eher Mutter. 😀
— War ein Scherz, ich bin schon ein richtiger Vater. —

feminin_oder_was

Ich habe nun darüber nachgedacht, was dieses Ergebnis wohl ausgelöst haben könnte. Ich nehme an, es waren meine Antworten bezüglich der Stimmungen anderer Menschen und meiner Wahrnehmung. Ich bilde mir ja ein, dass ich die Stimmungen von Menschen recht gut und schnell einschätzen kann. Ich überrasche zum Beispiel sehr oft Menschen, dass ich ihnen sage, dass etwas nicht mit ihnen stimmt, obwohl sie sich so viel Mühe geben, dies zu verbergen. Ich bin auch sehr Musik fixiert. Ich höre über 12 Stunden am Tag Musik – zumeist Metal.

Lastfm sagt mir über eine Anwendung, dass ich obskur sei. Ich bin also obskur und weiblich. Ein Schelm, wer jetzt sagt: Ist doch dasselbe! 😀

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Aber ich labere wieder… Die Frage, die ich mir jetzt – fernab von meinem Dasein als Freak 😀 – stelle, ist die:

Welche Eigentschaften sind das genau, die mich so weiblich machen? Ich kann nur zu dem Schluss kommen, dass es Eigenschaften bezüglich der (eingebildeten?) Empathie sein können. Dass also die Universität die klassischen Vorstellungen von männlichen und weiblichen Eigenschaften zugrunde legt. Schade nur, dass meine Wahrnehmung bezüglich dieser männlichen und weiblichen Eigenschaften eine etwas anders geartete ist.

— Es wird von „gesellschaftlich erwünschten“ Eigenschaften gesprochen. Eben das ist die Frage – was ist momentan erwünscht und von wem und was nicht. Diese Frage müssen wir auf kurz oder lange sinnvoll, unaufgeregt und ohne Polemik diskutieren. Dafür lesen wir aber zum Beispiel auch Männerblogs. —

Ich habe die letzte Zeit sehr viele Männer kennengelernt, die eher empathisch wirkten als die meisten Frauen, die ich so kennengelernt habe. Ich habe als alleinerziehender Vater mehr Verständnis und eine gesündere Einschätzung meiner Situation erlebt als bei Frauen. Während Frauen mir erzählen, sie würden ständig an Gläserne Decken stoßen, unterstellen sie mir, dass meine Schwierigkeiten einen Job in meinem Bereich zu bekommen, nicht an der Tatsache liegt, dass ich eben nicht in Vollzeit mit Überstunden arbeiten kann, sondern dass es meine eigene Schuld sei usw. Männer hingegen sagen mir direkt, dass sie sich das vorstellen können, dass man in der IT halt nur als Freelancer, der relativ ausgebeutet wird, eine Tätigkeit bekommt oder halt eher nicht.

Es ist also so: Während Männer sich meine Situation vorstellen und nachvollziehen können, bekomme ich von vielen Frauen unterschwellig Vorwürfe gemacht, es läge an mir und meinem Einsatz. Sie hingegen hätten ja ständig mit dem Patriarchat usw. zu kämpfen. Nach meinem Empfinden ist hier die Empathie eher bei den Männern vorhanden. Ich denke mir nun, dass eine solche Empathie eher der holden Weiblichkeit zugeschrieben wird. Mir kommt es aber so vor, als hätten Frauen durch die ganzen Jahre des Feminismus viele Eigenschaften bezüglich der Empathie für andere Menschen abgelegt. Das mag ein Vorurteil sein. Es wird leider nur durch Feministinnen bestätigt.

Ich habe es erlebt, dass eine Vorzeigefeministin nächtelang durch das Web über maskulistische Blogs gezogen ist, um dort unqualifiziert bösartige Kommentare zu streuen. Ich habe ihre Beiträge am nächsten Tag z. B. in drei verschiednen Blogs gesehen.
Ist genau das aber nicht etwas, das man uns Männern unterstellt? Ist der Internet-Troll in der Wahrnehmung der Menschen nicht durchgängig männlich? Ich glaube, hier findet eine Annäherung statt. Ich befürchte, dass diese Annäherung aber nur für den Mann positiv ist.

Während der Mann neue Sicherheit in neuen Rollen gewinnt, legt die Frau viele Rollen ab. Das Bild der Mutter gerät ins Wanken. Es geht doch mittlerweile eher darum, das Kind so früh wie möglich abzuschieben, damit beide Elternteile für den Staat Steuern verdienen können. Dass viele Familien dies müssen, steht auf einem anderen Blatt. Die Mutter als klassische Mutter ist doch im Aussterben begriffen. (Dass hier wieder der Staatsfeminismus seine Chance sieht, unsere Kinder nach seinen Wertvorstellungen zurechtzubiegen, steht auf einem ganz anderen Blatt.)

In meiner Wahrnehmung ist es so, dass sich Mütter oftmals eher von ihren Kindern entfernen als annähern. Väter werden sich hingegen immer mehr ihrer Verantwortung als Vater bewusst. Ich erlebe dies auf den Vater-Kind-Wochenenden, die ich mit meinem Sohn so mitmache. (Zelten und so ein Männerquatsch halt – ef uh ce ka, bin ich weiblich! :D) Dort erlebe ich Männer, die gekonnt einige Eigenschaften in sich vereinen: Männlichen Abenteuergeist und Empathie gegenüber ihrem Kind. Wir kochen sogar mit ganz primitiven Mitteln da! Wer hätte das gedacht! Männer, die ohne Mikrowelle und Backofen satt werden und dann noch für die Kinder sorgen! Oh mein Gott!

Wenn solche Dinge zu einer „Weiblichkeit“ führen, soll mir kein Zacken aus der Krone brechen und ich trage diese Attribute mit Stolz, wohingegen zu hinterfragen ist, ob diese Eigenschaften tatsächlich „weiblich“ sind. Ich glaube, viele Bilder, die wir von „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ haben, dienen lediglich dazu viele Dinge zu zementieren. Das Opfermodell z. B. wird hierdurch an jeder Stelle gesichert. „Die Frau als Mutter ist wertvoller für das Kind als der Vater.“ Die Mutter hat das Opferabo. „Die Frau muss mehr geschützt werden als der Mann“ usw.

Es ist an der Zeit, dass man den Mann als soziales Wesen akzeptiert, ihm (mehr) Rechte zugesteht.

Was mir auch auffällt: Männer sprechen von Müttern immer von Müttern, während sich viele Frauen den Begriff des Erzeugers zurecht legen. Dass damit von Anfang an eine Beeinflussung des Kindes stattfindet und dem Kind evtl. die Chance genommen wird, sich seinem Vater ordentlich irgendwann zu nähern, spielt bei Frauen keine Rolle. Was wäre, wenn wir Männer psychisch kranke Frauen, die zufällig die Mutter unseres Kindes sind, als Bruthenne oder so zu bezeichnen? Der Aufschrei unter den ganzen empathischen Frauen, die den Ausdruck „Erzeuger“ gutheißen, wäre riesig groß. Es ist merkwürdig, dass solche Begriffe eher von Frauen kommen.

Ich lasse meine Gedanken mal wieder einfach fließen. Wird eine weibliche Eigenschaft von mir sein. 😀

Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich diese Kategorisierung der Eigenschaften blödsinnig finde. Kunst und Literatur zeigen uns doch, zu wie viel Empathie der Mann fähig ist. Man kann sich ja mal fragen, wie das Geschlechterverhältnis unter Künstlern, Schriftstellern usw. ist. 😛

Wenn dem alles so ist, was meine Gedanken mir hier gerade so geflüstert haben:

Ich bin dann gerne zum größeren Teil „weiblich“. …und ich bin obskur.

Obskur bedeutet so viel wie „dunkel, unbekannt, verdächtig, [von] zweifelhafter Herkunft“  womit wir wieder bei den Frauen wären. War ein Spaß.

Ich muss jetzt nur noch meine Obskurität mit meiner Weiblichkeit verbinden. Oder aber… Ich nehme das alles nicht so wirklich ernst und versuche einfach ein guter, netter Mensch und vor allem Vater zu sein. 😉

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16 Gedanken zu „Ich bin obskur und eher weiblich

  1. Untersuchungen haben gezeigt, dass Vaterschaft den Testosteronspiegel senkt, offenbar ein genialer Trick, um Väter mit erhöhter Empathie auszustatten. Da dies ein natürlicher Prozess innerhalb des Lebens von (den meisten) Männern ist, würde ich das Resultat keinesfalls als „unmännlich“ betrachten.

      1. Vielen Dank! Ich werde es mir auf jeden Fall gleich durchlesen.

        Es ist so: Ich fühle mich ja gar nicht „unmännlich“. Meine Vaterschaft bringt schon sehr viel Männlichkeit mit. Wer denn anderes soll ein Vater sein als ein Mann? Nur ein Mann kann Vater sein. Er ist weder Mutter noch Schwester, nein er ist Vater. 😉

        Außerdem: Selbst wenn ich ein wenig weiblich geraten sollte, kann das für meinen Sohn gar nicht so schlimm sein: Er hat keine Mutter mehr. Daher…

        Ich finde meinen Umgang damit auch recht männilch, da ich dazu stehe und es öffentlich mit einem zwinkernden Auge präsentiere. Ich fühle mich nicht als „unmännlich“. Vielleicht als „anders männlich“. Ich war halt nie der Stierkämpfer. 😉

        Ich finde auch, dass mein Sohn sehr männlich bei mir aufwächst. Das wäre bei einer alleinerziehenden Mutter nicht der Fall.

        Das mit dem Testosteron finde ich aber schon interessant. Ich habe nur einmal in einer Überschrift davon gelesen, mich aber nie wirklich schlau gemacht. Danke!

  2. „Ich finde meinen Umgang damit auch recht männilch, da ich dazu stehe und es öffentlich mit einem zwinkernden Auge präsentiere.“

    Absolut!!!

  3. Ich finde Empathie ganz und gar nicht unmännlich. Warum auch? Auch Männer haben ja Lebenspartner und Freunde. Diese Bindungen könnten ohne Einfühlungsvermögen nicht gut funktionieren, zumindest die emotionalen Bedürfnisse nicht decken.

    Meine Erfahrung ähnelt Deiner. Auch ich empfinde Männer häufiger als empathischer als Frauen. Daraus kann ich natürlich keine Schlüsse ziehen der Art, „Männer sind tendenziell empathischer als Frauen“. Ich will damit nur darauf hinweisen, dass das vielgepflegte Bild der zuhörenden und sozialkompetenten Frau nach meiner Erfahrung ein haltloser Mythos ist. Es gibt diese Menschen natürlich, aber unabhängig vom Geschlecht. Dagegen gibt es viele Frauen, die ich als machtorientiert, egoistisch und vollkommen unsensibel empfinde. Ich habe bei etlichen Dates nicht wenige Frauen kennengelernt, die nicht mal ne Minute zuhören konnten, sondern mich ohne Punkt und Komma mit banalen Dingen zugetextet haben. Das sagt natürlich nichts über Frauen allgemein. Aber es sagt: Frauen sind Menschen und als Menschen haben sie eben ihre je individuellen Stärken und Schwächen. Sie sind keinesfalls die bessere Sorte Mensch. Das ist einfach nur ein schönes Märchen. (Naja, nicht schön für mich als Mann, der ich die Rumpelstilzchen-Rolle in diesem Märchen zu spielen habe)

    1. Ja, es ist eher hinderlich, wenn man dem Mann alle empathischen Fähigkeiten abspricht und den Mythos der empathischen Frau pflegt.

      Aber um eben solche Mythen aufzubrechen, habe ich diesen Artikel auch geschrieben. Es ist halt noch ein weiter Weg für uns und die derzeitige Situation mit diesem ganzen Feminismusmist, wird es uns nicht leichter machen – eher im Gegenteil.

      Solche „Dateerfahrungen“ kenne ich übrigens auch. 😉

        1. Es handelt sich leider um keine „Blind Date“ Erfahrungen und dergleichen. Ich habe aber mal eine gedatet, die später bei „Frauentausch“ zu sehen war. Zum Glück hatte ich sie nicht zum Tauschen… 😀

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