Ho… …äh… …sexualität und die Vorurteile

Marc Bolan

Na ja, in Wirklichkeit traue ich mich ja, das Wort Homosexualität auszusprechen. Ich habe ja auch nicht so richtig keine Probleme mit Homosexualität und Homosexuellen. Ich habe nur Probleme mit Menschen, die mir immer wieder Phobien unterstellen. Im Falle der Homosexuellen sind das ja auch zumeist nicht die Homosexuellen selbst, sondern die selbsternannten Gerechten, die Gemäßigten, die, die genau wissen, wie man die Welt gerecht macht. Man macht sie natürlich gerecht, in dem man jedem Zweiten Homophobie unterstellt. Ganz klar.

Ich glaube, ich bin wieder wirr. Zunächst einmal stelle ich fest, dass ich beim Schreiben über Homosexuelle gar nicht Homosexuelle, sondern Schwule meine. Ich weiß nicht, wie es Lesben geschafft haben, derartig aus dem Fokus zu rücken. Sie haben es aber geschafft. Sie haben es allerdings auch geschafft, dass man, redet man von Rechten Homosexueller eben auch sie mit meint. Dabei haben Schwule viel mehr unter Diskriminierung zu leiden als Lesben. Man muss nur nach Afrika gucken. Viele sagen jetzt: „…oder auch Russland!“ Bei Russland bin ich mir allerdings nicht so im Klaren, inwieweit man hier der allgemeinen Berichterstattung trauen darf. Erst kürzlich habe ich über russische Schwulenvereinigungen aus einem eher unangenehmen politischen Spektrum gelesen. Ich bin mir bei der allgemeinen Berichterstattung über Russland nicht so sicher, ob wir da nicht alle wieder mediengesteuert auf ein falsches Pferd gesetzt werden sollen.

Okay: Homosexuelle sind also eher Schwule für mich. Lesben verschwinden irgendwie sehr aus der Wahrnehmung, obwohl wir alle wissen, welche Gefahr lesbische Feministinnen so mit sich bringen. Lesbische Feministinnen machen ihren Job also so sehr gut. Sie benutzen ihre Sexualität für politische Ziele und setzen sie dann gezielt ein. Ansonsten genießen sie ihre „Unsichtbarkeit„. Dass sie durchaus politische Ziele haben, sieht man an den Bildungsplänen. Aber lesbische Feministinnen sollen auch nicht das Thema sein. Ich stelle es mir für Schwule allerdings schwierig vor, mit Lesben konkret an Dingen zu arbeiten. Schwule müssen viel mehr um die „einfachenMenschenrechte kämpfen als Lesben.

Ich nehme an, dass aus diesem Grund auch mehr Schwule als Lesben in gewissen Organisationen für Homosexuelle vertreten sind. Die wenigen Lesben genießen dann auch noch die dort überall vorhandenen 50 : 50 Quoten. (Das alles sind jetzt hier Mutmaßungen, die ich tlw. aus Gesprächen geschlossen habe, die ich allerdings durch keine Zahlen, Daten usw. belegen kann.)

Kurz: Schwulenrechte sind auch Männerrechte, wer sich aber für Schwulenrechte einsetzt, muss kein Männerrechtler sein. 😉

Worauf ich aber ursprünglich hinaus wollte:
Bevor ich mich wieder einmal verzettelt habe, wollte ich darauf  hinaus, dass ich selbst Vorurteile gegen Schwule habe. Das habe ich beim Treffen mit einem Schwulen letzten bemerkt. Das Treffen fand ja auf den Gaygames statt. Von den Bildern, die man so vom Christopher-Street-Day her kennt, habe ich damit gerechnet, dass ich mich auf einem wahren Tuntenball wiederfinden würde. Ich habe sogar meine 9-jährigen Sohn darauf vorbereitet, dass er dort „sich küssende Männer“ sehen könnte. (Er ist momentan Sexuellem gegenüber eher genervt – daher kommt auch meine Kritik an den Bildungsplänen, bei denen Kindern Sexualität praktisch aufgezwungen werden soll.)

Diese Warnung war aber totaler Quatsch. Es war eine ganz normale Veranstaltung. Es waren auch viele Kinder da, es gab eine Hüpfburg, (Fr)Essstände usw. Das einzige, was auf eine Veranstaltung aus dem Bereich der Homosexualität hingewiesen hat, waren die Infostände, die sich auch eher diskret präsentiert haben. Man konnte sich informieren, man musste es aber nicht.

Was man allerdings nicht darf:
Wenn der Sohn einen Lolli geschenkt bekommt, lautstark sagen: „Ey! Immer bekommt mein Sohn einen Lolli geschenkt! Nie bekomme ich einen!“ In dem Fall wurden meine Vorurteile dann allerdings bestätigt. Es wurde sexuell interpretiert. 😀 Okay, das war einer und es war Zufall. 😉 Außerdem tut es  nicht weh und es sollten andere Dinge die Welt bewegen.

postkarteWoher kommen aber diese Vorurteile?

Da kann ich Euch leider nur Standardfloskeln anbieten, die allerdings wohl auch zutreffen:

Es wird durch die Medien verursacht. Es wird tlw. durch einen Teil der Schwulen selbst verursacht. Das eine bedingt dann noch das andere. Ich gehe davon aus, dass der „normale“ Schwule eben normal ist und auch völlig unauffällig am sozialen Leben teilnimmt; soweit man ihn denn dann lässt. In die Presse und die Medien kommen dann allerdings dann nur – wie überall – die schrillen, die lauten, die tlw. erschreckenden Schwule. Das Ganze führt dann zu einer Spirale. Schwule sehen, dass sie nur Gehör bekommen, wenn sie schrill sind, sie bieten sich schrill an. Medien stürzen sich dann auf dieses Angebot und ZACK! es entsteht ein unrealistisches Bild vom Schwulen.

Selbst ich, der schon mehrere schwule Bekannte/Freunde hatte, fällt auf dieses Bild herein. Meine persönlichen Erfahrungen sollten dieses Bild der Tunten, der Lederschwulen usw. locker überdecken. Die Wucht und die Wirkung der Medien aber ist enorm. Ich glaube ja auch, dass das vermittelte Bild eher negative Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Schwulen hat. Ich selbst finde die selbst erlebten Schwulen ja auch angenehmer als die lauten, kreischenden oder böse dreinblickenden Lederschwulen aus dem TV.

Selbst mit so harmlosen Charaktern wie Conchita Wurst schafft man es, ein eher negatives Bild zu entwickeln. Dat Conchita wäre scheißegal, wenn nicht alle von Homophobie tönen würden, wenn man nichts oder auch rein gar nichts – schlimmer noch: absolut überhaupt rein gar nichts anfangen kann. Dann muss man einfach homophob sein! Ein Musikwettbewerb ist dann auch kein Musikwettbewerb mehr, nein!, es ist eine politische Veranstaltung für ERZWUNGENE Toleranz. An mir ist Conchita Gonzalez oder wie die Kunstfigur heißt, völlig vorbeigegangen – wenn die Medien nicht gewesen wären. Es wäre absolut nichts Erwähnenswertes an der künstlichen Erscheinung gewesen, wenn man nicht künstlich eine Stimmung erzeugt hätte, die aber auch rein gar nichts mit Homosexualität zu tun hat. Dat Conchita steht nicht für Toleranz gegenüber Homosexuellen. Conchita steht für unsere Toleranz gegenüber den Kämpfern für eine falsche Moral.

Das Lied war nicht toll – okay, okay: ich habe es nie ganz gehört -, die Performance war durchschnittlich, aber Hauptsache, man muss es gut finden, weil man sonst homophob ist. Ne, Leute, versucht doch nicht Menschen einen bestimmten Geschmack aufzuzwingen. Das ist für die Dinge, die ihr angeblich erreichen wollt eher kontraproduktiv. Ich kann mich noch daran erinnern, was es für einen #Aufschrei gab als herauskam, dass Rob Halford, der Sänger von Judas Priest, schwul ist. Damals war der Umgang mit Schwulen noch ein ganz anderer hier in der westlichen Welt. Die Heavy-Metal-Szene war eine (angeblich) rein heterosexuelle vorurteilsbehaftete Szene. Ich schließe mich da gar nicht aus. Wie hat es aber Rob Halford zu einer Akzeptanz gebracht? Indem er mit seiner Sexualität umgegangen ist, wie man damit umgehen sollte: Normal.

Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass Rob Halford die Szene insgesamt Homosexuellen gegenüber toleranter gemacht hat. Die ganzen Wurstfanatiker sollten sich vielleicht einmal fragen, wann das war. Sie sollten sich fragen, ob sie mit ihrer Zwangstoleranz nicht ein paar Jahrzehnte zu spät dran sind. Es schadet dem Ansehen der Schwulen mehr als das es ihm nutzt. Durch erzwungene Toleranz schafft man das Gegenteil und neue Vorurteile – „Die Schwulen zwingen uns ihre Homosexualität auf!“ usw.

Wir brauchen einen normalen Umgang mit Homosexualität und vor allem einen normalen Umgang mit Schwulen. Dafür können wir alle etwas tun, aber gerade auch die Medien und die Schwulen selbst.

Schlimm nur, dass Homosexualität von feministischen Lesben so instrumentalisiert wird.

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14 Gedanken zu „Ho… …äh… …sexualität und die Vorurteile

  1. Hey wolle,wie war das? Du bist durch den Wind und langweilig geworden ? du kannst es ja noch, das Bloggen 🙂

    Ich habe einen schwulen Bekannten, der ist aufs Land gezogen und hat dort eine Gaststätte aufgemacht. Dass er schwul ist, hat er nicht versteckt. Im ersten Jahr hat er große Umsätze gemacht. Homophobie war kein Thema. Dann hat ein Konkurrent aufgemacht und ihm die Umsätze geklaut. Jetzt hat er das Geschäft gekündigt mit der Begründung, alle auf dem Land seien homophob. Das es Homophobe gibt stimmt, aber es kommt doch immer auf den Schwulen selbst an, ob er in das Homophobie-Thema einsteigt und es damit sogar fördert.

    1. Ja, irgendwie ist das so: Wenn man eine Besonderheit hat und ständig darauf hingewiesen wird, dass man diskriminiert wird, dann wird man es irgendwann auch. Ich bin ein kleiner, dürrer Mensch und weißt Du was: Ich werde diskriminiert!

      Die stellen alles, was ich am liebsten mag im Supermarkt am höchsten! 😀

      …oder die zwingen mich dazu, Kinderklamotten zu kaufen…

      Noch schlimmer: Ich darf kein Blut spenden!!!!!11

      Wenn man darauf achtet, kann man solche Dinge finden. Okay: Schwule werden tatsächlich noch diskriminiert. „Schwule Sau!“ auf dem Schulhof ist nicht wirklich witzig. (Wir Kinder waren damals nicht anders!)

      Trotzdem ist die Nutzung des Wortes „homophob“ so unwahrscheinlich inflationär geworden. Man traut sich ja gar nicht mehr, einen Schwulen ganz normal zu kritisieren. Das ist aber das Bild, dass geschaffen werden soll: Der Homosexuelle ist besser, die Frau ist besser, alle sind besser als der böse, heterosexuelle Mann, der sich verzweifelt in seiner Homophobie gegen das Gute windet.

      Ne, so klappt das nicht mit Toleranz und Akzeptanz.

      Doch, ich bin immer noch etwas neben der Spur. Ich habe eher mit Anfeindungen aus einer anderen Ecke gerechnet. Ich bin aber gerade dabei, mich wieder einigermaßen einzubekommen. Leider fallen mir halt jetzt nur gewisse Dinge verstärkt auf:
      Die Beiträge mancher Blogs sehe ich jetzt kritischer. Und genauso leider: Ich kann doch nie die Klappe halten. 😉

      Aber danke für Deinen Beitrag. 😉

    2. Na da hat der ja eine schöne Ausrede für sein Scheitern gefunden. So machen es die Femis und Politweiber ja auch oft. Nicht sie slber können’s nicht, sondern die anderen sind böse! Lächerliches Pack …

        1. Sein Bekannter hat eine Kneipe aufgemacht und nachdem der Konkurrent ihm die Trinkbären abnahm die Geschäftsaufgabe auf die angebliche Homophobie der Landeier geschoben. Anstatt sich zu fragen was er schlechter machte als der andere hat er die Schuld den angeblichen Schwulenfeinden, die plötzlich auftauchten, gegeben.

          Pass auch etwas zum Thema: http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article128754043/Wer-schuetzt-eigentlich-uns-alte-weisse-Maenner.html

    1. Gestern in der U-Bahn war auch ein homosexuelles Pärchen, von denen beide einzeln schon genug Aufsehen erregt hätten. Hier in Berlin war das alles völlig locker. (Die waren beide recht heftig gepierct, tätowiert und sonst halt auch eher „subkulturell“.)

      Deswegen finde ich ja auch, dass mein Sohn in der richtigen Stadt aufwächst.

      Dieses ewige Geheule wegen „Homophobie“ verstehe ich allerdings überhaupt gar nicht und befürchte, es bewirkt alles das Gegenteil.

      Das Bild passt schon. 😉

      1. Mein Verdacht ist ja, dass es eine leine Gruppe dieser dubkulturell geprägten Homosexuellen gibt, die schlicht davon profitieren, dass sie dauernd Diskriminierung oder sowas blöken. Wie bei den Feministinnen halt, geht es da nur um Pöstchen, Fördergelder und attention whoring…

        1. DAS sehe ich nun momentan nicht so wirklich.

          Schwulequote in der Führungsetage?

          Schwulenquote bei der Bundeswehr?

          Ne, ich will keine Schwulen mit Feministinnen in einen Topf werfen. Sie machen allerdings vielleicht momentan den Fehler und lassen sich durch die Feministinnen instrumentalisieren.

          Das Erwachen kommt dann, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben. Denn Schwule sind und bleiben Männer. Männer sind der Topfeind No. 1. Erst danach kommt das Alter und die Sexualität.

  2. Nee, die Homosexuellen – weibliche und maennlich- brauchen einen normalen Umgang mit uns, immerhin gehoeren wir zu den 98 Prozent der Weltbevoelkerung, die Hetero ist, also schlussendlich auf Kínder, auf Nachwuchs, auf Lebendigkeit setzt.

    Wieso soll/ muss sich die ueberwiegende Mehrheit auf eine marginale Minderheit Ruecksicht nehmen. Nehmen die Ruecksicht auf uns? Zeugen sie Nachwuchs? Sorgen sie spaeter fuer Rente?

    1. Entschulgigung, dass ich Deinen Kommentar so spät freischalte: Ich war auf einemm Vater-Kind-Wochenende.

      Ich finde solche Fragen darf man durchaus stellen. Ich finde auch, dass momentan zu sehr auf Minderheiten geschaut wird und sich die Mehrheit einschränken muss. Bald gibt vor lauter Quoten auch z. B. keine Jobs mehr für den „Normalen“. Okay, das Normale ist ja auch sooooo extrem langweilig…

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