Hannes Wader – Liebeslieder (1986) – Kurzrezension

Gestern habe ich aus Zeitmangel ein Lied von Wader Mey Wecker verlinkt. Durch dieses Video bin auf das folgende Stück von Hannes Wader gestoßen:

 

Hannes Wader – Wenn Du meine Lieder hörst

Du sagst, wenn du meine Lieder hörst
Empfindest du dabei oft Trauer und Wut
Du singst, sagst du, immer wieder
Von Elend und Leid, von Gewalt und von Blut

Ein Liebeslied möchtest du hören
Um zu träumen, um dich auszuruh’n
Musik, sagst du, soll Menschen glücklicher machen
So seltsam es klingt, nichts Anderes versuch ich zu tun

Meine Lieder schützen die Frierenden nicht
Vor Kälte, die Hungernden nicht vor der Not
Doch ein Lied kann wie ein wärmendes Feuer sein
Und so köstlich und nahrhaft wie Brot

Ich will, was du sagst, überdenken
Hab‘ oft in meinem Hass auf das Unrecht versäumt
Was schön war, zu seh’n, und mir selber viel genommen
Und wofür soll der kämpfen, der das Leben nicht liebt und nicht träumt?

Und schon hör‘ ich in mir manch ein Lied neu entsteh’n
Das von schönen und heiteren Dingen erzählt
Doch von Folter und Tod muss ich weiterhin singen
Auch wenn es dir Angst macht, auch wenn es dich quält

Und vielleicht klingen für dein empfindliches Ohr
Meine Lieder noch immer zu grell und zu hart
Doch im Grunde sind all meine Lieder
Auch Liebeslieder, auf ihre Art

Eine verflossene von mir hat mir ebensolche Vorwürfe gemacht. Die Dinge, die ich schreiben würde, seien allesamt zu negativ. Das war immer der Hauptvorwurf: Aber auch ich muss sagen, es geht mir und anderen doch einfach nur darum, dass andere Menschen glücklich sein können.

Wenn ich mich über den Feminismus und Parteien aufrege, die unser Leben allesamt negativ bestimmen, dann tue ich das doch nur, weil ich möchte, dass die Welt und das Leben für andere schöner wird. Ich kann es doch nicht zulassen, dass die Welt für meinen Sohn als männliches Wesen immer feindlicher wird. Ich möchte, dass er später sein Glück findet.

Die Ziele werden weniger betrachtet als die Botschaft. Für die Botschaft bin aber doch nicht ich verantwortlich. Die Botschaften schreiben andere. Insgesamt sind die Beschäftigungen mit diesen Dingen letztendlich eine Liebeserklärung an den Menschen an sich. Wäre der Mensch egal: Man würde sich nicht ärgern.

Auf jeden Fall habe ich mir das zugehörige Album als mp3-Download bei Amazon gezogen. Amazon wäre aber nicht Amazon, wenn sie einen nicht nach einer Bewertung fragen würden. Okay, da ich momentan ein wenig verwirrt bin, weil ich zu viele Dinge nebeneinander und gleichzeitig machen muss, habe ich einfach mal eine sehr kurze Rezension geschrieben. Es war tatsächlich beruhigend.

Dabei habe ich festgestellt: Amazonrezensionen taugen nichts. Sobald jemand ein Buch, einen Film oder ein Musikalbum mag, werden 5 Punkte vergeben. Als seien alle guten Alben nebeneinander mit 5 Punkten auf dem Olymp zu drappieren. Egal. Ich habe für das Album 4 subjektive Punkte vergeben. Die meisten Alben haben größere Werke zum Vergleich – und ich habe schließlich nicht über Slayers Reign in Blood geschrieben.

Ich mag den Wader und seine Texte einfach. Für 5 Punkte reicht es bei mir allerdings nicht. Das tut dem Album aber keinen Abspruch.

Dass er auch noch ein sympathischer ist, hat er in einem Gespräch mit der SZ bewiesen:
»Politik ist für mich Strafarbeit«

Hannes Wader_Sing_2_Foto Karl Anton Koenigs

Meine kurze, schlichte Besprechung des Albums „Liebeslieder“ bei Amazon:

Hannes Wader mag ich nun schon seit einigen Jahren.

Okay, es gibt ihn schon um so viel länger als ich ihn mag, aber besser spät entdeckt als nie. Normalerweise höre ich ausschließlich Heavy Metal der extremeren Art. Dieses Album musste ich aber allein wegen des Stücks „Wenn Du meine Lieder hörst“ haben. Der Text passt zu sehr auf mein eigenes Leben, da ich mich selbst fast ausschließlich mit bösartigen Dingen beschäftige und auch darüber schreibe. Hannes Wader singt hier über seine eigenen Lieder – es passt aber zu sehr auf die Schriften viele kritischer Menschen, die es immer schwerer in diesen „politisch korrekten Zeiten“ haben.

In diesem Album kann sich so mancher wiederfinden, für den Tiefe mehr als seichtes Liebesgesäusel ist. Hannes Waders Texte besitzen Tiefe. Die Zeilen:

„Und vielleicht klingen für dein empfindliches Ohr
Meine Lieder noch immer zu grell und zu hart
Doch im Grunde sind all meine Lieder
Auch Liebeslieder, auf ihre Art“

sind Programm. Es ist nicht gerade ein Album der zwischenmenschlichen Liebeschwüre – es sind aber allesamt „auch Liebeslieder auf ihre Art„.

Kurz zur Musik:
Auf dem Album sind neben dem Mann mit seiner Gitarre noch diverse andere Musikanten zu hören: Akkordeon, diverse Streicher, Schlagzeug, Saxophon, ein paar Tasteninstrumente und einiges mehr. Musikalisch wandelt das Album dementsprechend durch unterschiedliche Genres: Vom Liedermacher (Singer/Sonwriter) über den Pop zum klassischen Rock’n’Roll – das Menu ist nicht langweilig geraten.

Lasst es Euch schmecken, auch wenn es lediglich aufgrund seiner Dichte in der heutigen Musikwelt zu bestehen weiß. Es ist nicht überproduziert, es biedert sich nicht an den Massengeschmack an – das Album ist robust, dicht und wartet mit hervorragenden nachdenklichen Texten auf.

Nur 4 Punkte, weil noch Luft nach oben ist:
Das Album mit Allan Taylor – Old Friends in Concert (live) wäre mit 5 Punkten dabei.

 

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