Ja, der Muttertag nähert sich: Zeit für Geschichten. Nein, von mir gibt es keine Geschichte über Mütter. Eher eine Geschichte über eine fehlende Mutter.
Mein Sohn kam kürzlich aus der Schule und erzählt mir grinsend, dass er nicht bei einer Muttertagsgeschenk-Bastelaktion mitmachen sollte, weil er ja keine Mutter mehr hat. Normalerweise würden bei mir alle Alarmglocken angehen, weil ein Kind sich direkt ausgeschlossen fühlen und sich mit einem solchen Erlebnis auch bestraft fühlen kann, weil seine Mutter tot ist. Psychologisch ist es also ein ziemlicher Mist, dem Kind nicht zu sagen, er könne etwas für seinen Vater basteln und dennoch mitmachen. Mein Empfinden sagt mir, dass dies besser ist, als das Kind von Anfang an auszusperren.
Diese Gedanken haben sich aber sehr schnell verflüchtigt. Mein Sohn hat es mir dich auch grinsend berichtet. Auf meine Frage, ob er sich irgendwie ausgeschlossen gefühlt hat, entgegnete er nur trocken:
“Nö, die haben richtigen Stuss gebastelt. Ich war froh, dass ich da nicht mitmachen musste!”
Was lernen wir daraus?
Richtig – Mütter bekommen Stuss zum Muttertag gebastelt und ein Ausschluss hat manchmal auch gute Seiten. 😉

An der Pädagogik der Lehrer zweifele ich ohnehin seit langem. Dieses Beispiel zeigt erneut, wie wenig Empathie in so manchem Leerkörper – äh – Lehrkörper steckt. Es wäre tatsächlich angebracht gewesen, meinem Sohn von Anfang an zu sagen: “Du kannst ja was Cooles für Deinen Vater basteln!” Nun ja, dann hat er halt grinsend beobachtend daneben gesessen als die anderen “Stuss” basteln mussten. 😀
…und ich bekomme keinen “Stuss” geschenkt.
Als Feministin müsste ich jetzt eigentlich auf Twitter eine #Aufkreisch¹-Aktion bringen. Das ist ein klarer Fall von Diskriminierung…
Viel schlimmer finde ich, dass die sich jetzt alle ohne meinen Sohn auf die Fahrradprüfung vorbereitet haben, da er mit mir auf Kur war. Ich habe zwar vor unserer Abreise gefragt, was in dieser Zeit im Unterricht behandelt wird, mir sind aber nur ein paar Seiten aus dem Mathe- und dem Deutschbuch genannt worden. Jetzt hat er nächste Woche Prüfung und kann das meiste eben nicht, weil er abwesend war. Hat nicht irgendwann mal jemand unser Schulsystem kritisiert?
¹#Aufkreisch: Der Emannzer sagt das immer und ich weiß jetzt nicht mehr, wie das mal richtig hieß. 😉
6 Gedanken zu „Muttertag – #Aufkreisch¹! Eine ausschließende Veranstaltung!“
Hallo,
man kann auch tote Mütter ehren. Das Gebastelte könnte man beim Gedenken auf ihr Grab legen.
Gruß
Könnte man. Er kann sich an seine Mutter nicht erinnern und ihr Grab ist fern von uns. Ansonsten ist die Geschichte sehr kompliziert und finster.Sorry, war auf dem falschen Fuß. 😉
Das wäre zu kompliziert für die Pädagogin. Sie hätte dann über Tod, Grabstätten usw. reden müssen.
Allerdings wäre es für uns auch nicht so wichtig. Ich habe seine Mutter zwar geliebt, aber speziell als Mutter war es… schwierig.
“Nö, die haben richtigen Stuss gebastelt. Ich war froh, dass ich da nicht mitmachen musste!”
Fuckin’ based!
Hallo Wolle,
ich habe zu Deinem Beitrag einen eigenen im WGvdL-Forum verfasst, da mich dieses Erlebnis doch ein wenig sprachlos gemacht hat.
http://www.wgvdl.com/forum3/index.php?id=56554
Hi, ich danke Dir. Habe dort ausführlich geantwortet. 😉