Was man einem Alkoholiker nicht sagen darf

Man sollte einem Alkoholiker nicht sagen, dass man nicht an seinen Alkoholismus glaubt
Egal, ob jemand psychisch oder körperlich Alkoholiker ist: Er ist es.

Der Beitrag wird etwas unsortiert geraten. Macht aber nichts, mir geht seit einigen Wochen das Folgende durch den Kopf:

Ich habe kürzlich erlebt, wie jemand einem seit über 10 Jahre trockenen Alkoholiker aus meinem sehr engen Umfeld das Folgende sagte:

Ich glaube ja nicht, dass Du Alkoholiker bist. …

Bumm!

Das muss man erst einmal wirken lassen.

Egal, ob der Alkoholiker nun tatsächlich körperlicher Alkoholiker war/ist oder nicht:

Es reicht völlig aus, eine psychische Abhängigkeit zum Alkohol entwickelt zu haben, um in den „Genuss“ der negativen Aspekte des Alkoholismus zu kommen. Der Weg von der psychischen Erkrankung zur körperlichen Erkrankung ist ein recht kurzer.

Niemand behauptet von sich freiwillig, er sei trockener Alkoholiker. Niemand fasst über 10 Jahre keinen Alkohol mehr an, ohne einen besonderen Grund dafür zu haben. Niemand wählt seine Speisen freiwillig danach aus, ob ein grundsätzlicher Alkoholgeschmack enthalten ist oder nicht.

Eine solche Aussage kann extrem schädlich für den Alkoholiker sein

Spätestens nach 10 Jahre des Trockenseins hat man einen recht großen Abstand zu der Zeit des übermäßigen Alkoholkonsums entwickelt. Die Erinnerungen verblassen. Sagt man diesem Alkoholiker dann, dass man nicht daran glaubte, dass er Alkoholiker ist, kann er durchaus ins Zweifeln geraten. Die Versuchung als vermeintlicher „Nicht-Alkoholiker“ wieder Alkohl zu trinken, wird durch eine derartige Aussage umso größer.

  • Was ist, wenn der Alkoholiker nun ebenfalls beginnt zu zweifeln?
  • Wenn er nun denkt: Stimmt, so ein richtiger Alkoholiker war ich bestimmt gar nicht!
  • Was ist nun, wenn er wieder beginnt, eine oder zwei Flaschen Bier am Abend zu trinken?

Schnell hat ihn der Alkoholismus zurück.

Schlimm ist vor allem, wenn sich der Betroffene Alkoholiker auch noch genötigt sieht, seinen Alkoholismus „zu verteidigen“. Er also beginnt auszuführen, warum er eben doch Alkoholiker ist. Das ist ein Unding.

Jener Alkoholiker hätte Geschichten von 1,96 Promille, Fahrerflucht, Führerscheinentzug, MPU, … erzählen können. Oder davon, wie es ist, sich zwischendurch am Kiosk die kleinen Jägermeiste zu  holen… Oder wie ätzend der Umstieg von Jägermeister auf Billig-Magenbitter ist etc.

Ist es aber nötig jemanden, der von sich seit über 10 Jahren sagt, er sei Alkoholker, so etwas abzunötigen?

Was steckt dahinter?

Ich gehe von einer Naivität gegenüber dem Thema aus. Ich denke, dass oftmals nicht klar ist, dass es neben der körperlichen Abhängigkeit auch die psychische Abhängigkeit gibt.

Es geht hier um eine Sucht, die nicht nur im gesellschaftlichen Aus endet, sie endet zumeist auch im frühzeitigen Tod. Daher ist eine besondere Vorsicht geboten. Auch wenn man selbst keinerlei Probleme mit Alkohol hat, so weiß man doch um diese Dinge.

Zweifelt also bitte niemals den Alkoholismus eines Alkoholikers an.

Versucht bei diesem Thema die eigene Naivität zu überwinden.

Frohes Fest.. 😉

 

 

 

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